Fotorückblick
Zahlreiche Komponisten haben sich durch Vogelstimmen zu ihren Werken anregen lassen. Die ornithologisch versierte Musikerin und der musikalische Ornithologe erkennen Vogelstimmen in der klassischen Musik, in der Volksmusik sowie im Liedgut. Wer eines der bekanntesten Volkslieder singt, zitiert gerade zwei Vogelstimmen: die Anfangsmelodie von «Alle Vögel sind schon da» folgt dem flötenden, ansteigenden Amselgesang, während «Amsel, Drossel, Fink und Star» den Buchfinkenschlag wiedergibt.
Vögel singen nicht aus purer Freude
Wir Menschen verbinden Vogelgezwitscher mit Lebensfreude und Frühlingsgefühlen. Für die Vögel sind Gesänge und Rufe aber viel mehr. Es sind Mitteilungen, welche das Zusammenleben zwischen Individuen der gleichen Art regeln. Fast immer hat der Vogelgesang mit der Fortpflanzung zu tun und ist deshalb vor allem im Frühling zu hören. Mit seinem Gesang lockt das Vogelmännchen ein Weibchen an und steckt das Brutrevier ab. Diese Fläche muss alles enthalten, was eine erfolgreiche Jungenaufzucht garantiert: Schlafplätze, Neststandorte, Nistmaterial sowie Nahrung für die ganze Familie. Der meistens weit reichende Gesang wird bei einigen Arten noch unterstrichen durch das Zeigen auffälliger Gefiederpartien, Drohgebärden oder Flugspiele. Ähnlichkeiten mit Verhaltensweisen bei Menschen beiderlei Geschlechts sind rein zufällig und nicht beabsichtigt …
Solisten im gefiederten Frack
Jede Vogelart beherrscht einen Gesang, der sich deutlich von den Stimmen anderer Arten abhebt und damit Verwechslungen ausschliesst. Und jede Vogelgruppe wählt für ihren Gesangsvortrag ein anderes Podium. Amsel und Singdrossel musizieren gut sicht- und hörbar von einer erhöhten Stelle, während Mönchsgrasmücke und Zilpzalp die Deckung nicht verlassen. Grünfink und Girlitz singen in einem schmetterlingsartig gaukelnden Flug, der Zaunkönig bleibt eher in Bodennähe. Betrachtet man die Fähigkeit zu Eigenkompositionen, gilt die Amsel als beste einheimische Sängerin, während der Buchfink pausenlos die immer gleiche Tonfolge schmettert. Singdrossel und Nachtigall kennen viele verschiedene Strophen, die abwechselnd vorgetragen werden.
Ausnahmekönner
Besondere Fähigkeiten haben Singvögel, welche neben den angeborenen Melodien auch fremde Stimmen in ihren Gesang einbauen. Der Gelbspötter – nomen est omen – singt auch Imitationen von Rohrsängern, Feldlerche, Distelfink, Amsel und Pirol. Weitere spottende Arten sind Braunkehlchen, Eichelhäher und Star. Zu besonderer Virtuosität gebracht hat es der nicht gerade als begnadeter Sänger bekannte Kolkrabe. Dieser Singvogel (sic!) plappert nicht nur anderen Vogelarten nach, sondern imitiert auch technische Geräusche wie etwa den Rufton eines Handys, Rasenmäher sowie menschliche Stimmen.
Meister auch auf verschiedenen Instrumenten
Neben den stimmlichen Lauten hört man von gewissen Vogelarten auch Instrumentallaute, die nicht durch die Syrinx, das Stimmorgan der Vögel, erzeugt werden. Am bekanntesten ist das Klappern des Weissstorchs. Spechte schlagen beim Trommeln den Schnabel in schneller Folge auf tönende Unterlagen. Das sind meistens abgestorbene Äste, es kann aber auch mal der Blechdeckel eines Telefonmastes oder ein Blechteil an einem Gebäude sein. Balzende Ringeltauben sowie Wald- und Sumpfohreulen schlagen die Flügel zu einem deutlich hörbaren Klatschen zusammen. Die Bekassine, nur noch selten bei uns als Brutvogel anzutreffen, spreizt im Sturzflug die äusseren Schwanzfedern ab. Das dabei entstehende meckernde Geräusch hat diesem Schnepfenvogel auch den Namen «Himmelsziege» eingetragen.
Christoph Vogel-Baumann
Morgenexkursion
«Vogelstimmen-Konzert»
Gerne laden wir Jung und Alt an Auffahrt, 5. Mai 2016, zu einer Morgenexkursion ein. Treffpunkt ist um 08:00 Uhr beim Waldeingang im Brunngraben. Leitung: Christoph Vogel und weitere Kennerinnen und Kenner. Ende ca. 10:00 Uhr am Ausgangspunkt.