Bild: Beat Rüegger
Ein Meister der Vorratshaltung
Bei Überfluss an Nahrung legen wir Vorräte an. Dörren, Einfrieren, sauer Einlegen, Einsalzen, Kandieren und Räuchern machen Lebensmittel haltbar. Dann bereichern Früchte und Gemüse sowie Fisch und Fleisch unseren Menüplan noch lange nach der «Ernte».
Auch Greifvögel, Eulen, Spechte, Meisen, Kleiber und Rabenvögel legen Vorräte an. Zur Lagerhaltung ohne Konservierung eignen sich Samen und Früchte sowie kleinere Beutetiere. Beim Anlegen von Depots hat es der Eichelhäher zu grosser Meisterschaft gebracht. Er versteckt Baumfrüchte immer einzeln und tarnt sie mit Material aus der Umgebung. Stets ist er darauf bedacht, dass ihm niemand zuschaut. So verhindert er, dass Artgenossen heimlich seine Verstecke plündern. Je nach Angebot lagert der Eichelhäher neben Eicheln auch Haselnüsse, Buchnüsschen und Esskastanien ein.
Vorräte reichen bis zum Frühling
Die Eichelsaison dauert nur etwa drei Wochen. Dann sammelt und vergräbt jeder Eichelhäher – kein Tippfehler: 3000 bis 5000 Eicheln! Die Vorräte werden im Winter und Frühling regelmässig genutzt und oft noch zur Fütterung grosser Nestlinge herangezogen. Die Verstecke werden selbst noch unter einer Schneedecke von 40 cm gefunden. Wie sich der Eichelhäher Tausende von Verstecken merken kann, ist noch nicht abschliessend geklärt. Wenn Sie das nächste Mal mit «Spatzenhirn» beleidigt werden, bedanken Sie sich, es ist ein Kompliment!
Eichelhäher wurde intensiv bejagt
Die Beobachtung von Eicheln erntenden Hähern verleitete Forstkreise vergangener Jahrhunderte dazu, diesen Waldvogel als Forstschädling zu diffamieren und intensiv zu bejagen. Das Gegenteil ist der Fall: Eicheln, welche nicht gefunden oder genutzt werden, keimen aus und wachsen zu neuen Bäumen heran. Das hatte bereits der griechische Philosoph und Naturforscher Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) beobachtet. Nun wird dieser Vogel wieder als das geschätzt, was er ist: als Forstgehilfen. Schon viel früher hätte der Angeklagte rehabilitiert werden können, und nur durch genaues Hinschauen.
Der einst scheue Waldvogel hat sich in den letzten Jahrzehnten ins Siedlungsgebiet vorgewagt und begeistert hier mit kurzweiligem Tun. Allen Waldgängern bekannt ist der rätschende Warnruf, der Gefahr anzeigt. Dabei unterscheidet er zwischen laut und sorglos spazierenden Familien oder Sportlern einerseits und verdächtig schleichenden Ornithologen, Jägern und Fotografen. Erstere lässt er unbehelligt, letztere «verrätscht» er mit heiserem Schrei. Daneben imitiert der Eichelhäher trefflich andere Vogelarten. Wenn sich Eichelhäher unbeobachtet fühlen, geben sie sich ausgiebiger Körperpflege hin. Dazu gehört Baden in seichtem Wasser, ab und zu ein Sonnenbad und Einemsen (Emse = Ameise). Der Eichelhäher setzt sich in einen Ameisenhaufen, spreizt das Gefieder und lässt Ameisen hinein krabbeln. Oft greift er Ameisen mit dem Schnabel und streicht damit übers Gefieder. So bekämpft er Lästlinge mit Ameisensäure. Von der Nachahmung raten wir aber dringend ab!
Beeren sind jetzt Hauptnahrung
Der Tisch ist im Herbst auch für Beerenliebhaber reich gedeckt. Die Früchte von Wildsträuchern sind jetzt Hauptnahrung für Star und Drosseln, während Grasmücken, Rotkehlchen und Rotschwänze nur vorübergehend Beeren naschen. Diese Insektenfresser futtern sich so ein Fettpolster an, damit sie den weiten Weg ins Winterquartier schaffen.
Christoph Vogel-Baumann, Naturschutzverein Zofingen
Abendexkursion «Wildfrüchte»:
Gerne laden wir Sie am Freitag, 9. September 2016, zu einer Abendexkursion ein.
Treffpunkt ist um 18 Uhr beim Parkplatz Hirschpark
Leitung: Hans Althaus und Christoph Vogel
Ende der Exkursion um etwa 20 Uhr beim Treffpunkt.
Nichtmitglieder sind ganz herzlich willkommen!