Raum für alles Lebendige
Projektvorstellung / Milan 2 – 2022 (Verbandszeitschrift von Birdlife Aargau)
Der Naturschutzverein Zofingen hat sich zum Ziel gesetzt, der Biodiversität in unmittelbarer Nähe zur Altstadt mehr Raum zu schaffen. In verschiedenen Räumen östlich der Altstadt werden bereits bestehende naturnahe Flächen mit Elementen der Ökologischen Infrastruktur aufgewertet. Hauptziel ist zudem die Vernetzung der aufzuwertenden Räume durch ein Netz von Trittsteinen und Wanderkorridoren.
Nomen est omen
Für die Realisierung des umfassenden Projekts sieht eine Arbeitsgruppe 13 Massnahmen vor, die etappenweise und nach Priorität umgesetzt werden. Dafür hat der Verein einen Fahrplan bis ins Jahr 2030 skizziert. Die 13 Massnahmen sind nicht einfach nummeriert, sondern ganz im Sinne von nomen est omen stimmig betitelt: «Neues Leben im Friedhof», hier wird nicht nur zum Gedenken an die verstorbenen Liebsten verweilt, der Friedhof Bergli soll nach den Projektverantwortlichen ein «Ort der direkten Naturbeobachtung» werden. Weiter «kehrt der Vogel des Jahres 2020 zurück»; dem Neuntöter wird eine dornenreiche Hecke angeboten – eine Einladung zur Rückkehr, nachdem er genau dort 1985 zum letzten Mal gebrütet hatte.
Im Obstgarten Reuten wünscht sich der Naturschutzverein «mehr Singen, Summen, Zirpen und Flattern». Erreicht werden kann dies mit gestaffeltem Mähen und Anbringen spezieller Nistkästen. Die angestrebte grössere Insektenmasse bietet Gartenrotschwanz und Wiedehopf eine optimale Nahrungsgrundlage. So sollen auch Stieglitz, Girlitz und Grünfink die ornithologische Welt bereichern – wir freuen uns auf ein wunderbares und stimmiges «Vogelorchester». Gleichzeitig wird durch das Angebot an Nistmöglichkeiten für Eulen und Greifvögel den Mäusen der Garaus gemacht und den Obstbäumen dadurch ein vitales Gedeihen ermöglicht. Unterstützt werden die Beutegreifer durch Hermeline, denen Kleinstrukturen einen optimalen Lebensraum bieten werden.
Mehr Farbe, mehr Vielfalt, mehr Leben
Ab 2024 werden «stumme Schleicher» Trockenmauern, Holzstösse oder Steinhaufen vorfinden – Zauneidechsen, Blindschleichen oder Ringelnatter sollen sich da wohlfühlen. Rund um den Bärenmoosweiher werden für «Kröte, Frosch & Co.» weitere kleine Tümpel ausgehoben. «Existenzen am Rande» wird am südexponierten Waldrand in der Nähe des Scheibenstandes mit Abstufungen gedacht und unter «Wasser zurück ans Licht!» sollen eingedolte Bäche von ihrem Korsett befreit werden. Die bachbegleitende Vegetation hilft den Amphibien und dem Hermelin auf ihren Wanderungen. Ebenfalls in der letzten Umsetzungsetappe werden Acker und Wiese «mehr Farbe und Leben» erhalten: Landwirtschaftlich genutzte Flächen werden mit weiter Saat, Blühstreifen oder Buntbrachen attraktiver gemacht. Schliesslich soll der alte Hirschpark ökologisch aufgewertet werden. Die naturnahe Haltung der Wildtiere und moderne Zoopädagogik werden ihn zu einem attraktiven Ausflugsziel machen. Lassen Sie uns zum Schluss noch über Kosten und Akteure sprechen. Die Massnahmen sind über Leistungen des Vereins sowie durch Direktzahlungen finanziert. Für einige Etappen wird ein zusätzliches Sponsoring angestrebt. Beteiligte sind neben dem Verein Stellen der Gemeinde Zofingen, Grundeigentümer und Bewirtschafter.
Text: Andrea Gutscher – Fotos: Hans Althaus