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Global denken – lokal handeln
Zofingen vernetzt Natur- und Siedlungsraum und schafft Raum für alles Lebendige
Projekt des Naturschutzvereins Zofingen
Ökologische Infrastruktur in Stadtnähe – Aufwertung und Vernetzung des vielfältigen Naturraums Reuten, Heiteren und Bergli
Antrag an den Stadtrat Zofingen vom 31. Juli 2021
Der Naturschutzverein Zofingen hat sich zum Ziel gesetzt, die Einwohnergemeinde bei der Schaffung einer ökologischen Infrastruktur zu unterstützen. Um die Artenvielfalt und die Ökosysteme weltweit zu erhalten und nachhaltig zu nutzen, wurden zahlreiche globale und regionale Abkommen geschaffen. Grundlage dafür bildet die UNO-Konferenz von Rio 1992 mit dem Übereinkommen über die biologische Vielfalt; dieses Abkommen hatten 196 Mitgliedstaaten unterzeichnet.
Ohne Vielfalt kein Leben
Weshalb ist Biodiversität wichtig? Die Biodiversität bildet die Lebensgrundlage für uns und alle künftigen Generationen. Sie umfasst den Artenreichtum von Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen, die genetische Vielfalt innerhalb der verschiedenen Arten, die Vielfalt der Lebensräume sowie die Wechselwirkungen innerhalb und zwischen diesen Ebenen. In seinem Aktionsplan «Strategie Biodiversität Schweiz» vom 06.09.2017 schreibt der Bundesrat: «Es besteht dringender Handlungsbedarf. Das langfristige Überleben vieler Arten ist nicht gesichert. Der Anteil intakter, naturnaher Flächen ist im Schweizer Mittelland und in den Tallagen der Berggebiete auf einem bedenklich tiefen Niveau angelangt. Ohne massive zusätzliche Anstrengungen werden die Verluste landesweit weiter fortschreiten». Mit dem Aufbau einer ökologischen Infrastruktur bis ins Jahr 2040 will der Bundesrat die bedrohliche Entwicklung endlich aufhalten.
Die Stadt Zofingen zeigt Verantwortung gegenüber den zukünftigen Generationen
«Wir tragen Sorge zu unserer natürlichen Umgebung und pflegen unseren Grün- und Erholungsraum» steht im Leitbild der Stadt Zofingen vom Oktober 2017, und im Leitbild Natur und Landschaft vom April 2011 sind eine Vielzahl von konkreten Massnahmen genannt, die zum Erhalt und zur Stärkung der Biodiversität auf Gemeindegebiet führen könnten.
In der Schweiz sind die Kantone für den Vollzug bundesrechtlicher Vorschriften zuständig. Der Kanton Aargau erarbeitet zurzeit die fachlichen Grundlagen zur strategischen Planung einer ökologischen Infrastruktur und der Umsetzung eines solchen Netzwerks.
Die ökologische Infrastruktur besteht aus:
- Kerngebieten mit einem hohen ökologischen Wert (beispielsweise kantonale Schutzgebiete)
- Vernetzungsgebieten wie Trittsteine, Ausbreitungsflächen, Korridoren oder Kleinstrukturen, welche die Kerngebiete ergänzen und die Durchlässigkeit der Landschaft ermöglichen. Stellenweise werden die Vernetzungsgebiete mit künstlichen Verbindungselementen wie Amphibiendurchlässe oder Wildtierkorridore ergänzt.
Zofingen verfügt in unmittelbarer Nähe zum Siedlungsraum mit den Reuten und den angrenzenden Flächen über Naturwerte, welche einmalig sind. Der Obstbaumbestand besteht aus einer Vielzahl alter Sorten und die Wiesen werden mehrheitlich extensiv bewirtschaftet. Dieser vielseitige Naturraum mit einer Fläche von knapp 55 Hektaren rund um den Heiteren mit den erwähnten Obstbäumen, den Wiesen und Äckern, dem Brunngraben mit dem Vogelbächli und dem Bärenmoosweiher ist als Kerngebiet zu betrachten. Mit Korridoren und Trittsteinen lässt sich dieses Gebiet gut verbinden mit der Siedlungsfläche, wo öffentliche Anlagen wie Schulen, Parks, Hecken, Alleen und die vielen privaten Gärten ihren Beitrag zu Erhalt und Förderung der Biodiversität leisten können. Über diese Trittsteine wird das erwähnte Kerngebiet mit anderen Kerngebieten, wie zum Beispiel dem Haldenweiher vernetzt.
Der Naturschutzverein schlägt im Gebiet Reuten, Heiteren und Bergli eine Reihe von Einzelmassnahmen vor, welche etappiert realisiert werden können. Sie bilden als Ganzes eine solide Grundlage für die kommende Umsetzung einer ökologischen Infrastruktur auf dem Gemeindegebiet von Zofingen.
Partizipation der Bevölkerung
Über das Projekt und die einzelnen Massnahmen soll die Bevölkerung laufend gut informiert werden. Das beliebte Naherholungsgebiet vor den «Toren der Stadt» ist prädestiniert dafür, einer breiten Bevölkerung den Wert der Natur näher zu bringen und Verständnis für die Wichtigkeit von Erhalt und Förderung der Biodiversität zu wecken.
Der Naturschutzverein hat jahrzehntelange Erfahrung mit der Durchführung von Freiwilligeneinsätzen bei der Pflege von Naturobjekten. Diese Aktivitäten sind sehr beliebt und stossen jeweils auf grosses Interesse bei Familien. Für die Umsetzung der genannten Massnahmen ist die Mitarbeit Freiwilliger unerlässlich. Die Arbeit in der Natur bietet zusätzlich Perspektiven für ein Beschäftigungsprogramm für Menschen, welche den Anschluss zum Arbeitsmarkt verloren haben und auf Unterstützung durch die Gemeinde angewiesen sind. In grossen Städten wie Zürich werden solche Menschen seit vielen Jahren erfolgreich bei Pflege und Unterhalt von Grünanlagen eingesetzt. Arbeitseinsätze in der Natur sind sinnstiftend und bei den Teilnehmenden allgemein beliebt.
Für die Information und den Dialog sind alle heute verfügbaren Medien und Kontaktmöglichkeiten zu nutzen. Dazu gehören: Tagesmedien, Homepage der Stadt Zofingen, Social Media, Markt und Erlebnistag der Biodiversität, Reutenmarkt von ProSpecieRara, öffentliche Führungen, Stadtführungen zum Thema Reuten.
Die einzelnen Massnahmen
Neues Leben im Friedhof
Ökologische Aufwertung des Friedhofs Bergli
(1. Priorität: 2021 bis 2024)- Landschaftskammer, Objekt, Struktur: Friedhof Bergli
- Ziel: Der Friedhof bietet sich nicht nur als Ort der Ruhe und Besinnung an, sondern wird auch zu einem Ort der direkten Naturbeobachtung.
- Massnahmen: Nistkästen für Höhlenbrüter, Umgestaltung des Goldfischteiches zugunsten laichender Amphibien (u. a. mit dem Bau von Ausstiegshilfen), Aufwertung der umgebenden Bepflanzung, Anlegen von Blumenwiesen auf nicht als Gräberfeld benötigten Flächen, Anlegen einer Hecke am West- und Südrand des Areals.
- Idee, Begründung: Der Friedhof Bergli hat eine grosse Strukturvielfalt und ist ein Ort der Ruhe und Besinnung. Dies prädestiniert ihn für die Aufwertung hin zu mehr Biodiversität. Das Bestattungswesen hat in den letzten Jahrzehnten einen grossen Wandel erlebt. Über 80 % der Menschen lassen sich kremieren. Deshalb sinkt der Flächenbedarf, und es gibt viele Leerflächen, welche naturnah gestaltet einen wertvollen Beitrag zu mehr Biodiversität leisten können. Diese Idee wird und wurde bereits in mehreren grossen Städten umgesetzt: Friedhof Sihlfeld in Zürich, Bremgartenfriedhof in Bern oder Friedhof Rosenberg in Winterthur.
- Beteiligte, Partner: Einwohnergemeinde, Werkhof, Naturschutzverein Zofingen
- Besitzer: Einwohnergemeinde
- Kosten: gemäss separatem Konzept vom 6. Januar 2021
- Leistungen des Naturschutzvereins: Projektplanung, Evaluation Standorte und Montage von Nistkästen sind 2021 erfolgt, Erfolgskontrolle
- Finanzierung, Beiträge Dritter: gemäss separatem Konzept vom 6. Januar 2021
- Hinweis: Ein konkretes Projekt zur ökologischen Aufwertung des Friedhofs Bergli wurde vom Naturschutzverein bereits im Herbst 2020 eingereicht und von der Kommission Natur & Landschaft zur Realisierung freigegeben.
Der Vogel des Jahres 2020 kehrt zurück
Anpflanzung einer dornenreichen Hecke am Bergli zur Förderung des Neuntöters
(1. Priorität: 2021 bis 2024)- Landschaftskammer, Objekt, Struktur: Südhang Bergli unterhalb Alpenzeiger
- Ziel: Der Neuntöter, Zeigerart für eine insektenreiche Landschaft, brütet wieder auf Gemeindegebiet. Projekt des Naturschutzvereins Zofingen Ökologische Infrastruktur in Stadtnähe – Aufwertung und Vernetzung des vielfältigen Naturraums Reuten, Heiteren und Bergli
- Massnahmen: In der Viehweide wird eine Hecke mit einem hohen Anteil an Dornensträuchern resp. werden mehrere Gehölzinseln angelegt und mit Elektrozaun oder einem stabilen Holzzaun vor Viehfrass geschützt.
- Idee, Begründung: Die letzte Brut des Neuntöters – Vogel des Jahres 2020 – wurde 1985 genau hier verfolgt: in einer rudimentären Hecke inmitten der Viehweide. Es liegen zahlreiche Beispiele vor, wie die Art mit dem Anlegen geschickt platzierter Hecken erfolgreich gefördert werden kann.
- Beteiligte, Partner: Pächter, Naturschutzverein Zofingen
- Besitzer: Einwohnergemeinde
- Kosten: ohne Kostenfolge für Landeigentümer
- Leistungen des Naturschutzvereins: Projektplanung, Heckenpflanzung in Zusammenarbeit mit dem Pächter, Öffentlichkeitsarbeit, Erfolgskontrolle
- Finanzierung, Beiträge Dritter: Unterstützungsbeitrag von BirdLife Schweiz, Biodiversitätsbeiträge für die Pächter (Direktzahlungsverordnung des Bundes)
- Abklären, offene Fragen: Aufnahme der Parzelle ins kantonale Vernetzungsprojekt Labiola abkläre
Mehr Singen, Summen, Zirpen und Flattern in den Reuten
Ein gestaffeltes Mähregime ermöglicht reiches Insekten- und Vogelleben
(1. Priorität: 2021 bis 2024)- Landschaftskammer, Objekt, Struktur: Wiesenflächen im Obstsortengarten Reuten
- Ziel: Die Arten- und Individuenzahl von Insekten (Wildbienen, Hummeln, Schmetterlingen, Grillen und Zikaden) ist deutlich vergrössert, der Gartenrotschwanz und der sehr selten gewordene Wiedehopf brüten wieder regelmässig in den Reuten. Die Bestäubung der Obstbäume ist optimal gewährleistet.
- Massnahmen: Verbesserung der Pflanzenvielfalt (mehr Blütenpflanzen als Insektenweide) durch streifenweise Übersaat und gestaffelte Mähnutzung der Wiesenflächen. Einzelne Sandhaufen schaffen Nistmöglichkeiten für Wildbienen (Pionierprojekt des Kantons Aargau «Bienenfreundliche Landwirtschaft»).
- Idee, Begründung: Mit der grossflächigen Mahd verlieren viele Insekten schlagartig ihre Nahrungsbasis. Andererseits wird dem Gartenrotschwanz, der in kurzer Vegetation auf die Jagd geht, bei hoher Vegetation der Zugang zu seiner Nahrung erschwert. Ein gestaffeltes Mähregime kann diesen diametral entgegengesetzten Ansprüchen gerecht werden.
- Anmerkung: Die Reuten sind seit 2021 Teil des Vernetzungsprojektes «Labiola». Die gestaffelte Mahd ist Bestandteil dieses Programms.
- Beteiligte, Partner: Ortsbürgergemeinde, Pächter in den Reuten
- Besitzer: Ortsbürgergemeinde
- Kosten: ohne Kostenfolge für Landeigentümer
- Leistungen des Naturschutzvereins: Projektplanung (s. auch Massnahme 4!)
- Finanzierung, Beiträge Dritter: Biodiversitätsbeiträge für die Pächter (Direktzahlungsverordnung des Bundes)
- Abklären, offene Fragen: finanzielle Unterstützung aus dem Projekt «Bienenfreundliche Landwirtschaft»
Erweiterung des Vogelorchesters in den Reuten und auf dem Bergli
Förderung seltener Vogelarten im Kulturland (Gartenrotschwanz, Trauerschnäpper, Widehopf)
(1. Priorität: 2021 bis 2024)- Landschaftskammer, Objekt, Struktur: Reuten, Hirschpark, Friedhof Bergli)
- Ziel: Gartenrotschwanz, Vogel des Jahres 2009, (Rote Liste: potenziell gefährdet) und Trauerschnäpper halten ihren Bestand und werden mittelfristig häufiger; der Wiedehopf soll neuer Brutvogel werden.
- Massnahmen: In Zusammenarbeit mit den Pächtern der Reuten wird der Nistkastenpark mit speziellen Modellen erweitert. Für den Gartenrotschwanz müssen während der ganzen Brutzeit Flächen mit niedriger Vegetation zur Verfügung stehen, Brachstreifen sind reich an Nahrungspflanzen für Freibrüter wie Stieglitz, Girlitz, Grünfink u. a.
- Idee, Begründung: Der Trauerschnäpper zeigt im zentralen Mittelland markante Bestandseinbrüche (Schweizer Brutvogelatlas 2013–2016), erreicht aber in den Reuten und im anschliessenden Mittelwald immer noch die höchste Dichte in der Region Zofingen (Kartierungen des Naturschutzvereins Zofingen). Der Gartenrotschwanz kann im Mittelland nur mit gezielten Massnahmen gehalten werden. Die Art brütet Projekt des Naturschutzvereins Zofingen Ökologische Infrastruktur in Stadtnähe – Aufwertung und Vernetzung des vielfältigen Naturraums Reuten, Heiteren und Bergli in 2 bis 3 Paaren im Hirschpark und soll auch im Friedhof Bergli und in den Reuten wieder brüten können. Der Wiedehopf könnte langfristig von weiteren Aufwertungen der Reuten profitieren.
- Beteiligte, Partner: Pächter in den Reuten, IG Reutenpächter, ProSpecieRara, Friedhofgärtner, Naturschutzverein Zofingen
- Besitzer: Ortsbürgergemeinde (Reuten, Hirschpark) und Einwohnergemeinde (Friedhof)
- Kosten: Auslagen für Nistkastenbau Leistungen des Naturschutzvereins: Projektplanung, Nistkastenbau, Beratung und Unterstützung der Pächter bei der Montage (*), Erfolgskontrolle, Öffentlichkeitsarbeit. (*) Pächter Grossenbacher hat im Mai 2021 mit Unterstützung des Naturschutzvereins 20 Nistkästen aufgehängt; darunter einige Spezialmodelle «Gartenrotschwanz».
- Finanzierung, Beiträge Dritter: BirdLife, Biodiversitätsbeiträge für die Pächter (Direktzahlungsverordnung des Bundes)
- Abklären, offene Fragen, Bemerkungen: Die Ansiedlung des Wiedehopfs wäre sensationell!
Weniger Mäuse – gesunde, vitale Bäume – mehr Obst
Senkung des Mäusedrucks auf Obstbäume durch gezielte Förderung von Mäusejägern
(1. Priorität: 2021 bis 2024)- Landschaftskammer, Objekt, Struktur: Reuten
- Ziel: Durch gezielte Förderung von Eulen und Greifvögeln sowie Hermelin wird der Mäusedruck auf die Obstbäume vermindert.
- Massnahmen: (1) Erhöhung des Angebots von Nistmöglichkeiten für Eulen und Greifvögel sowie (2) Einsatz von mobilen Greifvogelstangen in Neupflanzungen; im Fokus stehen Waldkauz und Schleiereule (Rote Liste: potenziell gefährdet), Mäusebussard und Turmfalke, Vogel des Jahres 2008 (Rote Liste: potenziell gefährdet); (3) Schaffung eines Netzes von Kleinstrukturen und -hecken zur Förderung des Hermelins.
- Idee, Begründung: Vor allem Jungbäume leiden stark unter dem Mäusedruck. Die Förderung von Mäusejägern, in Kombination mit anderen Massnahmen (s. auch Massnahmen 3 und 6) erhöht die Überlebenschancen junger Obstbäume und die Vitalität der Altbäume.
- Beteiligte, Partner: Ortsbürgergemeinde, Pächter, IG Reutenpächter, BirdLife Schweiz, BirdLife Aargau, Wieselnetz, ProSpecieRara
- Besitzer: Ortsbürgergemeinde
- Kosten: ohne Kostenfolge für den Landeigentümer
- Leistungen des Naturschutzvereins: Projektplanung, Produktion und Montage spezieller Nisthilfen, fachgerechte Platzierung der Greifvogelstangen, Öffentlichkeitsarbeit
- Finanzierung, Beiträge Dritter: Biodiversitätsbeiträge für die Pächter (Direktzahlungsverordnung des Bundes)
Vielfalt von Obstsorten pflegen – mehr Obst ernten
Ein Pflege- und Nutzungskonzept zum Erhalt der Vitalität des Bestandes an Hochstammbäumen verschiedener Obstarten und -sorten
(1. Priorität: 2021 bis 2024)- Landschaftskammer, Objekt, Struktur: Reuten
- Ziel: Die historisch gewachsene Nutzung der Reuten («Allmend») wird weitergeführt, die Obstbäume sind gesund und ertragreich, ältere, so genannte Biotopbäume tragen zur Biodiversität der Reuten bei.
- Massnahmen: Ein von Fachleuten im Auftrag der Ortsbürgergemeinde erstelltes Pflege- und Nutzungskonzept soll die Erreichung des beschriebenen Zieles unterstützen.
- Idee, Begründung: Eine lange Warteliste zeigt, dass die Nutzungsform in den Reuten vor allem bei Familien mit Kindern auf Resonanz stösst. Der Einbezug ökologischer Kriterien in das Pflege- und Nutzungskonzept erhöht die Biodiversität dieses naturnahen Kulturraums. Die Vitalität vieler Bäume entspricht nicht den Erwartungen. Ohne gezielte pflegerische Massnahmen ist der langfristige Erhalt dieses Kulturerbes stark gefährdet.
- Beteiligte, Partner: Ortsbürgergemeinde, ProSpecieRara, Baumpfleger, IG-Reutenpächter, Landpächter
- Besitzer: Ortsbürgergemeinde
- Leistungen des Naturschutzvereins: eventuell Mitarbeit resp. Begleitung Pflegekonzept Projekt des Naturschutzvereins Zofingen Ökologische Infrastruktur in Stadtnähe – Aufwertung und Vernetzung des vielfältigen Naturraums Reuten, Heiteren und Bergli
Mehr Platz für stumme Schleicher
Kleinstrukturen zur Förderung der Zauneidechse und anderer Reptilienarten
(2. Priorität: 2024 bis 2027)- Landschaftskammer, Objekt, Struktur: Vogelschutzreservat, Philosophenweg, Bärenmoosweiher, südexponierter Waldrand entlang Schussfeld, Hecke am Heiterenplatzweg und Hirzenberg.
- Ziel: Mit dem Aufbau unterschiedlicher Kleinstrukturen werden bekannte Vorkommen von Zauneidechse und Blindschleiche sowie Ringelnatter aufgewertet und deren Bestände vergrössert.
- Massnahmen: Aufbau von Steinhaufen, Asthaufen, Holzstössen und allenfalls Trockenmauern zugunsten von Zauneidechse und Blindschleiche; Haufen aus Heu und Schnittgut für die Ringelnatter (weit zurückliegende Beobachtungen am Bärenmoosweiher). Das Anlegen von Hecken als Wanderkorridore (s. auch Massnahme 10) soll auch die Besiedlung neuer Standorte ermöglichen.
- Idee, Begründung: Alle Reptilienarten der Schweiz geniessen vollständigen Schutz, die bekannten Vorkommen im Gebiet sollen erhalten und die Bestände vergrössert werden.
- Beteiligte, Partner: Kanton Aargau (Wald), KARCH, Markus Müller (Reptilien- und Amphibienspezialist), Naturschutzverein Zofingen
- Besitzer: Ortsbürgergemeinde, Pächter der Landwirtschaftsflächen, Erbengemeinschaft Ruch, Erbengemeinschaft Siegfried, Kanton Aargau
- Leistungen des Naturschutzvereins: Projektplanung, Bau von Kleinstrukturen, Erfolgskontrolle
Sicheres Laichen für Kröte, Frosch & Co
Aufwertung des Bärenmoosweihers sowie Schaffung zusätzlicher Feuchtstandorte
(2. Priorität: 2024 bis 2027)- Landschaftskammer, Objekt, Struktur: Bärenmoosweiher sowie östlich gelegene Landwirtschaftsfläche
- Ziel: ein naturnaher Weiher ohne Fischenz und daher sicheres Laichgewässer für Amphibien
- Massnahmen: Schaffung zusätzlicher kleiner Tümpel in Bachnähe oberhalb des Weihers, regelmässige Pflege der Hecke, Kontrolle des Fischbestands
- Idee, Begründung: Der Bärenmoosweiher ist ein Laichgewässer nationaler Bedeutung. Vor einigen Jahrzehnten konnten hier bis 4000 Tausend Erdkröten gezählt resp. geschätzt werden. Die Bestände wandernder Amphibien haben schweizweit und auch hier abgenommen, ohne dass die Ursachen restlos geklärt sind. Die für Amphibien günstige Lage (naher Wald als Sommereinstand, das Fehlen stark befahrener Strassen) prädestinieren den Bärenmoosweiher für die Aufwertung als Laichgewässer.
- Beteiligte, Partner: Fischenzpächter, Werkhof, Ortsbürgergemeinde
- Besitzer: Ortsbürgergemeinde, Erbengemeinschaft Ruch (umgebendes Landwirtschaftsland im Talboden)
- Kosten: für Aufwertungen zahlt der Kanton Aargau bis 50% der Kosten
- Leistungen des Naturschutzvereins: Projektplanung, Mitarbeit beim Bau eines weiteren Laichgewässers
- Abklären, offene Fragen: Zurzeit besteht noch eine Fischenz. Die kürzlich erfolgte erneute Vergabe der Fischlienz steht im Widerspruch zu den kantonalen Bestimmungen; die Fischlienz ist aufzuheben.
Wanderwege vom Berg ins Tal und vom Land in die Stadt
Hecken werden zu Verbindungswegen
(3. Priorität: 2027 bis 2030)- Landschaftskammer, Objekt, Struktur: Reuten mit Hochstammbäumen, Bergli mit Alpenzeiger, sowie offene Flächen am Hirzenberg
- Ziel: Verbindung der Lebensräume auf dem Bergli und dem Heiteren durch das Kulturland hindurch bis zum Siedlungsgebiet als Wanderkorridore für Kleinsäuger, Wiesel und Reptilien
- Massnahmen: Anpflanzung von Hecken mit eingestreuten Kleinstrukturen
- Idee, Begründung: Hecken verbinden isolierte Lebensräume und ermöglichen Tierarten die Wanderung, welche sich nicht ins offene Kulturland vorwagen.
- Beteiligte, Partner: Pächter, Wieselnetz, Naturschutzverein Zofingen Projekt des Naturschutzvereins Zofingen Ökologische Infrastruktur in Stadtnähe – Aufwertung und Vernetzung des vielfältigen Naturraums Reuten, Heiteren und Bergli
- Besitzer: Ortsbürgergemeinde, Einwohnergemeinde, private Landeigentümer
- Kosten: keine Kostenfolge für Landeigentümer
- Leistungen des Naturschutzvereins: Projektplanung, Pflanzung von Hecken, Bau von Kleinstrukturen, Öffentlichkeitsarbeit
- Finanzierung, Beiträge Dritter: Biodiversitätsbeiträge für die Pächter (Direktzahlungsverordnung des Bundes)
Unterstützung von Randexistenzen
Schaffung eines gestuften Waldrandes an bester Lage zugunsten von Insekten und Planzen
(3. Priorität: 2027 bis 2030)- Landschaftskammer, Objekt, Struktur: südexponierter Waldrand entlang des Schussfeldes zwischen Schiess- und Scheibenstand
- Ziel: Der bereits jetzt botanisch interessante Waldrand wird optimiert.
- Massnahmen: Forstliche Eingriffe führen zu einem gestuften Waldrand.
- Idee, Begründung: Saumbiotope sind ökologisch wertvoll, dieser Waldrand hat einen wesentlichen Standortvorteil, weil der Wald und angrenzendes Offenland weder durch einen Weg noch durch eine Strasse getrennt werden. Es gibt noch einen Restbestand des früher im Gebiet häufigen Besenginsters.
- Beteiligte, Partner: Wald Kanton Aargau, Naturschutzverein Zofingen
- Besitzer: Kanton Aargau
- Leistungen des Naturschutzvereins: Projektplanung, der Naturschutzverein pflegt östlich des PistolenScheibenstands schon seit Jahrzehnten eine Fläche mit Tümpeln, Magerwiesen, Hecken und Kleinstrukturen
Wasser zurück ans Licht
a) Öffnung und Freilegung von eingedohlten Bachläufen und
b) Aufwertung eines offenen fliessenden Baches
(3. Priorität: 2027 bis 2030)- Landschaftskammer, Objekt, Struktur: a) «Mittelwald 1» und «Heitereplatz» resp. b) «Vogelbächli» [Namen aus agis, Onlinekarten Aargau)
- Ziel: Schaffung naturnaher Bachläufe als Vernetzungsstrukturen
- Massnahmen: Ausdolung der Bachläufe, Verbreiterung des Gerinne-Perimeters, allenfalls Pflanzung von Sträuchern, spontane Staudenflur ermöglichen
- Idee, Begründung: Wenn diese beiden Bachläufe auch wenig Wasser führen, entstehen mit der bachbegleitenden Vegetation Wanderkorridore für Reptilien und für das Hermelin.
- Beteiligte, Partner: Kanton Aargau, Abteilung Landwirtschaft und Gewässer
- Besitzer: Kanton Aargau, Abteilung Landwirtschaft und Gewässer, Erbengemeinschaft Ruch
- Leistungen des Naturschutzvereins: Projektplanung, Heckenpflanzung, Mithilfe bei Heckenpflege
- Finanzierung, Beiträge Dritter: Beiträge von Bund und Kanton
Mehr Farbe und Leben im Acker und in der Wiese
Ökologische Aufwertung von landwirtschaftlich genutzten Flächen
(3. Priorität: 2027 bis 2030)- Landschaftskammer, Objekt, Struktur: Hirzenberg, Aeppenhalde und Brunngrabenhalde
- Ziel: Mehrwert auf landwirtschaftlichen Nutzflächen zugunsten der Natur
- Massnahmen: Getreide mit weiter Saat, Anlegen von Bunt- und/oder Wanderbrachen, Hecken, Blühstreifen
- Idee, Begründung: Diese Massnahmen erhöhen die Biodiversität auf Produktionsflächen, wirken dem Verschwinden der Insekten entgegen, begünstigen in erster Linie Bienen, Wildbienen, Heuschrecken, Grille sowie Tag und Nachtfalter
- Beteiligte, Partner: Pächter
- Besitzer: Ortsbürgergemeinde, Erbengemeinschaft Siegfried/Barrelet
- Leistungen des Naturschutzvereins: Projektplanung, Öffentlichkeitsarbeit
- Finanzierung, Beiträge Dritter: Biodiversitätsbeiträge für die Pächter (Direktzahlungsverordnung des Bundes)
Vom Hirschpark zum modernen Wildpark
Der Hirschpark wird nach zoopädagogischen und ökologischen Kriterien aufgewertet
(3. Priorität: 2027 bis 2030)- Landschaftskammer, Objekt, Struktur: Hirschpark Zofingen
- Ziel: Der Hirschpark wird (1) für die vorhandenen Tierarten interessanter und (2) wirkt deshalb für Besuchende naturnaher.
- Massnahmen: Alle Gehegeparzellen werden auf vorhandenes Potenzial zur ökologischen Aufwertung überprüft. Der Baumbestand wird erhalten und verjüngt, die Fläche wird mit abwechselnd eingezäunten Gehölzgruppen gekammert, allenfalls wird der Wildpark in Richtung Wald erweitert. Es wird eine aktuelle, zeitgemässe Besucherinformation angeboten.
- Idee, Begründung: Der Hirschpark entspricht weder der modernen Zoopädagogik noch einer möglichst naturnahen Haltung von Wildtieren. Das von der Tierparkkommission, welche im Jahr 2009 aufgelöst wurde, entwickelte Projekt zur Sanierung der Hirschparkanlagen soll reaktiviert und umgesetzt werden. Es sind bereits verschiedene Studien vorhanden.
- Beteiligte, Partner: Kommission Natur und Landschaft, Bauverwaltung, Werkhof, Verein «Wildparks und Zoos der Schweiz»
- Besitzer: Ortsbürgergemeinde
- Leistungen des Naturschutzvereins: Beteiligung bei Wiederaufgreifen der Projektidee
- Finanzierung, Beiträge Dritter: Ein damals beschlossener Planungskredit von CHF 44’000 wurde nicht benutzt; zudem ist ein zweckgebundenes Legat vorhanden. Im Tagblatt vom 21.3.2017 zu lesen «Der Stadtrat plant den Heiteren aufzuwerten und ist bereit, Millionen zu investieren, sofern genügend Sponsoren gefunden werden». Dafür hat der Stadtrat seinerzeit das Büro pg landschaften GmbH in Sissach mit Sponsorensuche beauftragt.
- Besitzer: Ortsbürgergemeinde
Zofingen, 31. Mai 2021 / überarbeitet am 6. Dezember 2021 (CV)
Hans Althaus, Hansruedi Sommer, Thomas Tröndle, Christoph Vogel-Baumann Naturschutzverein Zofingen
Kontakt: Hans Rudolf Sommer, Weiherstrasse 13, 4800 Zofingen
Telefon 044 768 23 65
hansrudolf.sommer@gmx.ch
Anhang: Übersichtsplan des Projektgebiets
Legende:
- Neues Leben im Friedhof
- Der Vogel des Jahres 2020 kehrt zurück
- Mehr Singen, Summen, Zirpen und Flattern in den Reuten
- Erweiterung des Vogelorchesters in den Reuten und auf dem Bergli
- Weniger Mäuse – gesunde, vitale Bäume – mehr Obst
- Vielfalt von Obstsorten pflegen – mehr Obst ernten
- Mehr Platz für stumme Schleicher
- Sicheres Laichen für Kröte, Frosch & Co.
- Wanderwege vom Berg ins Tal und vom Land in die Stadt
- Unterstützung von Randexistenzen
- Wasser zurück ans Licht!
- Mehr Farbe und Leben im Acker und in der Wiese
- Vom Hirschpark zum modernen Wildpark